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This PAGE is devoted to MY FOOT MY TUTOR & LAKE CONSTANCE ETC. ABOVE THE MAIN PLAZA IN GRAZ, AUSTRIA   ON THE LEFT & ABOVE: PHOTOS FROM KLAUS PEYMANN'S PREMIERE PRODUCTION OF "RIDE ACR3SS LAKE CONSTANCE"
 
AN ANCIENT AUSTRIAN BURIAL MOUND...   FRAUDULENT PRODUCTION'S "KASPAR" credit to come...

A NOTE OR SO FOR CHRIS WHITE ON RIDE ACROSS LAKE CONSTANCE...

think of this as also a dismemberment of social relations, of
estrangement, of each character from itself, thus you enter on aspect
of Brecht's epic theater where the actors are not identified with the
characters they portray [e.g. no naturalism] but where they're characters are "masks" [you can look up what Wilhelm Reich meant by character armor/mask, too], so that there is a discrepancy between who they know themselves to be and the social role hey play, and because it is an inverted language game world Where they Play so "lightly", are such innocent and monstrous children: in the theater, utopian in the sense of what life itself can be like... in other words: the characters are "playing" their character, which implies a lack of identity, they are wearing their identities lightly, not locked into them, they are trying them on, and it is for that reason that you might take a look at the films, if you haven't, to which the character's stage names refers, my old friend Robert Lantz, the agent, even represented Elizabeth Bergner when she went to Hollywood, i forgot who else went, Jannings yes, the others I'm not sure about, there unfortunately is no peter Lorre in the cast, look at the way Charles Laughton walks the steps to the capitol in advise and consent!i will send you an essay of Handke's that he wrote around that time and which i translated, very roughly, and which to the best of my knowledge has never been published...

Michael Roloff Nov. 99

 
A BURIAL PROCESSION  
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SZ VOM 09.11.1994 SEITE 14 Feuilleton Handkes Fragen und Schweigen in Lissabon Handkes Fragen und Schweigen in Lissabon Es sollte was Besonderes sein. Hans Winterberg, Chef des Goethe-Instituts in Lissabon, wollte der Kulturhauptstadt kein Symphoniekonzert offerieren und kein Streichquartett, sondern ambitioniertes Schauspiel. Doch nicht den Luxus. Deshalb nahm er Abstand von dem (teuren) Angebot, Steins Moskauer Orestie einzufliegen und organisierte stattdessen Eigenes. Es kam ihm darauf an, den Portugiesen etwas zu zeigen, das ihnen Lust zur Nachahmung, zur Weiterentwicklung machen koennte: Stephan Stroux, der schon mehrfach in Portugal gearbeitet hat, wurde engagiert, mit dem Ensemble des renommierten Teatro da Cornucopia Handkes Spiel vom Fragen zu inszenieren; und aus Bochum holte er fuer drei Auffuehrungen die Stunde da wir nichts voneinander wussten, inszeniert von Juergen Gosch. Die Entscheidung fuer Handke scheint richtig gewesen zu sein. Die drei Gastspielauffuehrungen waren alle gut besucht; auch nach der dritten Woche interessierte sich noch ein grosses Publikum fuer Stroux Arbeit, die von der portugiesischen Presse hoch gelobt worden ist; und die abschliessende Podiumsdiskussion ueber den Dramatiker Handke lockte mehr als hundert Zuhoerer bei miesestem Wetter ins Goethe-Palais. Ueber Goschs Arbeit ist alles schon geschrieben; ueber die Diskussion, die zwar lebhaft und lang war, aber keine neuen Ergebnisse brachte, kann getrost geschwiegen werden; allein ueber Stroux Inszenierung einige Worte. Der Regisseur versucht, aus Handkes Sprach-Figuren Menschen zu kreieren, er erfindet ihnen also ein Leben, eine Biographie vor dem ersten Auftritt. Das alte Paar hat bei ihm ein alltaegliches, also eher tristes Ehedasein hinter sich; das junge Schauspieler- Duo hat Aehnliches vor sich, interpretiert man ihre ueberraschend aggressiven Ausbrueche richtig. Und Parsifal, das stumme Kind, das erst langsam, vorsichtig zur Sprache findet, aehnelt in dieser Auffuehrung einem Skinhead- Schlagtot. Stroux Versuch mit Handkes Text, der nun wirklich keine Beschreibung bundesrepublikanischer Wirklichkeit ist - viel eher ein Essay ueber die Schauspiel-Kunst, das Theater als Simulacrum der Realitaet, und ein Sprach-Kunstwerk, aehnlich den Nicht- Dramen von Valere Novarina -, gibt sich ambitioniert, kuehn fast. Nur leider kann er nicht gelingen. Handkes Personal entzieht sich solch einer Vereinfachung; und die Schauspieler, gefordert, das Unmoegliche zu ermoeglichen, fuehlen sich ueberfordert - und outrieren. Die Auffuehrung ist laut und lang. Es fehlt ihr die Poesie, die Handke auch in seinen Buehnenanweisungen beschreibt. Sie ist erdennah. Erdenschwer. Stroux Mut aber, just diesem sehr handlungsarmen Stueck eine Handlung aufzuzwingen, aus dem Sprechen Aktionen zu entwickeln, muss man bewundern. Er probiert das Unmoegliche. Was Wunder, dass er scheitert. cbs SZ-ONLINE: Alle Rechte vorbehalten - Sueddeutscher Verlag GmbH VORGANG: Goethe-Institute im Ausland / KulturBESPRECHUNG ZU: Spiel vom Fragen / SchauspielDatenbank SZ Dokumente SZ VOM 25.09.1995 SEITE 12 Feuilleton Handke, ungehobelt Die Stunde da wir nichts voneinander wussten in Leipzig Handke, ungehobelt Die Stunde da wir nichts voneinander wussten in Leipzig Zwischen zwei Lidschlaegen liegt jeweils eine Szene: Ein Kellner kommt und kippt Eiswuerfel vor die Rampe - dann tritt er ab. Ein Herr mit Hut holt sich vergilbte Blaetter aus den Manteltaschen und wirft sie fuer einen Herbstspaziergang in die Hoehe - dann geht er. Ein schoene Frau im roten Kleid verfolgt eine schoene Frau im roten Kleid: Die eine zieht der anderen mit der Handtasche eins ueber und macht sich davon. Schon im naechsten Moment wird der verbliebenen Schoenen von einem Dieb auf Rollerblades die eigene Handtasche entrissen. Vor lauter Verblueffung erstarrt sie zu einer Schaufensterpuppe. Puppen aber gehen nicht von der Szene, sie muessen weggetragen werden. Die Stunde da wir nichts voneinander wussten von Peter Handke ist zwar ein Stueck mit vielen Saetzen, doch ohne ein einziges Wort fuer die Schauspieler. Denn Handke schreibt in erster Linie fuer den Regisseur. Seite fuer Seite nichts als Regieanweisungen, gespickt mit szenischer Phantasie. Auf einem freien Platz im hellen Licht gehen Menschen auf und ab, aufeinander zu oder aneinander vorbei, sie beachten oder sie ignorieren sich, sie zuecken ihre Spazierstoecke wie Musketiere ihre Degen oder stieren stumm vor sich hin. Kaum dass einer auf der Szene erscheint, schon verlaesst er sie wieder. Augenblicke verweilen nicht. Vorbei ist vorbei Und seien sie auch noch so schoen. Von der Verklaerung des Augenblicks jedoch haelt Wolfgang Engel nicht viel. Vorbei ist schliesslich vorbei. Waehrend Handke allerlei Volk auf der Piazza versammelt, laesst Engel ein Bild vom Leipziger Voelkerschlachtdenkmal quer ueber die Buehne tragen. Ganz so schlimm, wie das Monument andeutet, kommt es dann aber doch nicht, wenngleich die Stunde im Leipziger Schauspielhaus von aggressiven Launen heimgesucht wird. Engels Stunde naemlich ist eine von der unfeinen, der ungehobelten Art. Schon die Ausstattung von Horst Vogelgesang schert sich wenig um Stil und Eleganz. Die Drehbuehne ist mit einem runden weissen Stoff bespannt, die Welt wie frueher eine Scheibe. An den Raendern gibt es verschiebbare Umgrenzungen, roh und braun und haesslich wie Provisorien fuer die Probe. Ein freier Platz im hellen Licht - sonst nichts. Hoechstens eine Zeitungsseite, die, von einem Faden gezogen, ins Off weht. Spaeter wird die Flaeche von Kastanienblaettern uebersaet sein, von fruehlingsgruenen ebenso wie von herbstlich gebraeunten. Auch die Reifenspuren eines Motorrads werden dann den Theaterplatz ueberziehen. Der Motor heult auf, das Schlagzeug vibriert. Hier ist der Platznarr ein Mann mit rhythmischem Talent fuer jede Szene. Christian von Richthofen umgarnt eine Frau mit huendischen Schnueffelgeraeuschen, er schmatzt Kuesse wie Synkopen und klopft mit den Fingern auf einen Blechsarg. Handke ungeachtet, trommelt der Narr das ganze Ensemble schon zu Beginn auf die Buehne. Es kreischt, da es fuer seine Lage keine Worte hat, wie ein Schwarm aufgescheuchter Voegel. Die Wucht dieses fruehen Auftritts zittert noch Momente lang nach. Diese Leipziger Stunde ist alles andere als beschaulich. Sie strotzt vor Spott und poebelhafter Rempelei. Sie scheint durchsetzt zu sein von Streunern, Rueppeln und blasierten Widerlingen. Eine Figur zieht den Schnodder durch die Nase und spuckt sich frei. So (oder so aehnlich) entledigt sich die Inszenierung aller pathetischen Raetsel. Wenn der Greis ploetzlich einen Saeugling in den Armen haelt, lacht und feixt er, als habe er fuer den Kleinen in die Zukunft gesehen - und stiebt davon. Kein Spiel vom Fragen also, sondern ein Spiel der Antworten: So ist die Welt. Engel erfindet Episoden hinzu, die Handke nicht einmal zu traeumen wagte: Aus einem verborgenen Winkel, aus der Tiefe einer Bodenluke schiebt sich ein schwitzendes Paar ans Licht, es aechzt und stoehnt, weil nicht gelingen will, wozu die Leidenschaft draengt. Der Mann keucht noch im Ruecken der Frau, als die Frau schon kein Halten mehr kennt und aus sich herausprustet. Kaum auf den Beinen, zieht sie ihren Schluepfer aus und zeigt ihn dem Mann voller Haeme. Das Paar geht unverrichteter Dinge ab. Engels Start in Leipzig verspricht unangestrengtes, freches, schnoerkelloses Theater. Nicht ohne Ironie laesst er Cornelia Heyse wie eine Operndiva an der Rampe stehen und tief bewegt den Applaus geniessen. Puppen gehen nicht von der Szene, sie muessen weggetragen werden. RALPH HAMMERTHALER SZ-ONLINE: Alle Rechte vorbehalten - Sueddeutscher Verlag GmbH *0 ART-NR: 2893438 Firma: Schauspielhaus Leipzig, Leipzig BESPRECHUNG ZU: Die Stunde da wir nichts voneinander wussten / SchaDatenbank SZ Dokumente